22.3 Eigentum verpflichtet
22.  Recht und Unrecht
22.5 Ursachen und Folgen des Unrechts
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22.4 Kapitalismus! Was sonst?

3 Millionen Unternehmer finanzieren ihren eigenen Arbeitsplatz.  Wie das statistische Jahrbuch dokumentiert, gibt es in der Bundesrepublik Deutschland rund 3,1 Millionen Unternehmer/Selbständige. Oft zitiert wird vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten der Mittelstand ohne präzise zu beschreiben, wer damit gemeint ist. Einst wurden damit vor allem Menschen und Unternehmer sozialen gesellschaftlichen Schichten zugeordnet, dann auch Handwerk, Gewerbe, Freiberufe.  

Konkret sind dies heute  rund 3 Millionen Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihren Arbeitsplatz selbst finanzieren und mindest 80 % der Arbeitsplätze für zurzeit knapp 40 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zur Verfügung stellen. 

Als Kosten für einen Arbeitsplatz darf man sicher 50.000 € bis 500.000 €, in besonderen Fällen auch über 1 Mio. € veranschlagen. 

Im Durchschnitt stellen diese Unternehmerinnen und Unternehmer je etwa 13 Arbeitsplätze zur Verfügung, finanzieren diese, tragen das unternehmerische Risiko und erhoffen sich 365 Tage im Jahr eine Gewinnchance, denn Gewinn ist unerlässlich notwendig um Kredite, mit denen die Arbeitsplätze finanziert wurden, tilgen zu können und als Privatentnahmen den eigenen Lebensunterhalt zu decken. 

Gewinnrücklagen für künftige Investitionen und zur Überbrückung wirtschaftlich schwieriger Zeiten sind ebenso existenziell und unerlässlich.

Dabei ist jeder Unternehmer und sein Erfolg von sehr vielen Faktoren abhängig. Betriebsintern, die eigene Gesundheit und die der Mitarbeiter. Das Vertrauen zu und unter den Mitarbeitern, Zuverlässigkeit, Fachwissen, was in unserer globalen flexiblen Welt fortlaufend und zunehmend schnelleren Wandel unterworfen ist. Dies gilt entsprechend für alle technischen Verhältnisse und Möglichkeiten. Vertrauen zum Markt, zu Lieferanten und Kunden, den Geldgebern und Kapitalgewinnrücklagen, Anlageinstituten, also den Banken, ist dabei ebenso unerlässlich. 

Risiken allen Orts 

Tägliche Anpassung und Fortentwicklung, körperliche und geistige Flexibilität ist gefragt.

Funktioniert auch nur an einer Stelle etwas nicht, wird ein aktuelles sich anbahnendes Risiko nicht rechtzeitig erkannt und können nicht schnell genug - aus welchen Gründen auch immer - die notwendigen Konsequenzen eingeleitet werden, haftet der Unternehmer im Ernstfall auch mit seinem gesamten Privatvermögen - Gewinnchancen und Risiko! 

Gewiss, viele Risiken lassen sich durch Versicherungen eingrenzen, aber eine Rundum Versicherung gibt es nicht. Würde es sie geben, könnte sie keiner zahlen.

Die einzige und wirksame Rundum Versicherung ist der Unternehmer in seiner Person und seiner Mitarbeiter.

Dies gilt grundsätzlich auch bei allen Personengesellschaften (GbR, KG, OHG) und vielen Kapitalgesellschaften (GmbH, e.G., AG), wenn der Unternehmer als Geschäftsführer fungiert und als einziger, oder wesentlicher Kapitalgeber auf der Bilanzpassivseite steht. Beispiele - Namen -  hierfür sind in den letzten Monaten wiederholt durch die Medien gegangen. 

Anders sind die Verhältnisse dagegen in jenen, meist größeren Kapitalgesellschaften, die zwar nur etwa 20 % der Arbeitnehmer in der Bundesrepublik beschäftigen und trotz im Einzelfall großer Beschäftigtenzahlen das unternehmerische Risiko auf einer großen Zahl von Kapitalgebern verlangen. Das trifft nicht nur bei den großen bekannten Aktiengesellschaften zu, sondern gilt auch für jene Einrichtungen, oft aus Gemeinden und Städten ausgegliederten Kapitalgesellschaften, Vorsorgeeinrichtungen, vielen Banken, die bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten lautstark nach Hilfe vom Steuerzahler rufen, anstatt selbst für Risiken einzustehen. Das Unternehmerrisiko tragen hier die Kapitalgeber, die Aktionäre, Steuerzahler und Arbeitnehmer bezüglich ihres Arbeitsplatzes. 

Hier wären an dieser Stelle auch die großen Agrarbetriebe im Osten, die LPG-Nachfolgebetriebe zu erwähnen, die bei Kürzung der EU-Direktzahlungen zum Teil vor dem Aus stehen und erfahrungsgemäß bei der folgenden weiteren Umwandlungswelle in das Privatvermögen einiger weniger übergehen, während die einstigen LPG-Bauern ihren einst zwangskollektivierten Vermögen hinterher sehen.  

Die soziale Marktwirtschaft funktioniert eben nur so gut, wie die hier lebenden und handelnden von diesem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem profitierenden Menschen funktionieren.  Dies gilt uneingeschränkt auch auf allen staatlichen Ebenen  

a)   der Legislativen, der Gesetzgebung durch die von uns gewählten   Volksvertreter, der Abgeordneten in Bund, Land, Stadt, Kreis und Gemeinde - Artikel 20 Abs. 2 GG, danach geht alle Staatsgewalt vom Volke aus.

b)   Der Exekutiven, der Verwaltung, die vollziehende Staatsgewalt.

c)   Die Judikative, die Rechtsprechung, Gerichte, die nach Artikel 20 Abs. 3 GG wie die Exekutive an Gesetz und Recht gebunden ist.

Auch hier steht das Vertrauen an oberster Stelle. Wissen, Können, die mentale Identifikation mit der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung sind unerlässlich, wie in allen Unternehmen sich jeder mit seinem Umfeld identifizieren sollte, oder bei ehrenamtlicher Tätigkeit die Verantwortung eines jeden einzelnen Menschen für das ganze unerlässlich ist. 

Dabei darf festgestellt werden, dass es in Deutschland Ost und West noch nie so vielen Menschen so gut gegangen ist wie heute. Luxuskonsum, Billigreisen um die Welt.  Wer die letzten 65 Jahre bewusst erlebt hat, kann daran nicht zweifeln.  Die jüngere Generation kann sich dies von ihren Eltern und Großeltern erzählen lassen oder in Büchern oder alten Zeitungen nachlesen.

Die soziale Marktwirtschaft, die Leistungsgesellschaft, die Bundesrepublik Deutschland als demokratischer sozialer Bundstaat (Artikel 20 Abs. 1 G) und die hier lebenden Menschen - darunter viele Millionen Ostvertriebene, Flüchtlinge - auch aus der SBZ und der späteren DDR -  am Ende des 2. Weltkrieges in den Städten ausgebombter Menschen haben all dies, auch dank der Westintegration, geschaffen, viele Risiken - gemeinsam - bewältigt. 

Wohin führt der Weg? 

Weiterer Bedarf an sozialen und wirtschaftlichen Ausgleich darf dabei nicht verschwiegen werden, er ist auch notwendig, um die Fortentwicklung, die weitere Anpassung an die globale Entwicklung zu sichern.  

Wenn nun heute aufgrund unverantwortlicher Vertrauensbrüche eine Finanz- und Wirtschaftskrise droht, liegt diese Ursache beim Versagen einiger tausend Menschen die leider nicht wie Mittelständler hierfür persönlich haften wollen oder wegen  Vernachlässigung von Aufsichtspflichten, Verletzung ihrer Fürsorgepflicht, Verletzung des Gläubigerschutzes und des öffentlichen Glaubens, nicht zu ihrer Verantwortung stehen, obgleich kein Zweifel bestehen kann, dass sie sich der Risiken bewusst sein mussten und selbst jeder kleiner Anlageberater bei der Hausbank um die Ecke sich dieser Fragwürdigkeit seiner Empfehlungen an die Kunden bewusst war.  Menschliche Schwächen bis zur kriminellen Energie haben leider viel zu oft die Vermittlungsprovision und das eigene Gehalt auf einen sicheren Arbeitsplatz in den Vordergrund gerückt und das Verantwortungsbewusstsein außer Kraft gesetzt. Gerade die staatlichen Banken und staatliche Betriebe wurden von solchen Versagertypen unverantwortlich geleitet. Die Straftaten liegen auf dem Tisch. Persönliche Haftung und strafrechtliche Konsequenzen sind nicht auszuschließen - § 400 AkG, § 266 Strafgesetzbuch, § 331 HGB. 

Dennoch ist unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem das einzige sichtbare, das auch die gegenwärtigen Probleme zu lösen in der Lage sein kann.  Schließlich würde auch jedes andere System wieder von Menschen mit diversen Schwächen ausgefüllt. Mit dem System ändert sich ja nicht der Mensch. Alle Umerziehungsversuche in dieser Richtung sind jämmerlich gescheitert.

Freiheit, Verantwortungsbewusstsein, Vertrauen sind unerlässlich die Wurzeln von Gerechtigkeit und Wohlergehen und hier ist jeder Mensch gefordert. Transparenz und wirksame Kontrollen sind dabei unerlässlich. Dies gilt ganz besonders auch für alle stattlichen Ebenen, da dort die persönlichen Risiken, entgegen zum Unternehmer, weitgehend ausgeschlossen sind. 

Alle Erfahrungen im Osten Deutschlands und der Welt dokumentieren dies nachhaltig. Demokratie und Freiheit ermöglichen dies in unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem der sozialen Marktwirtschaft und Wettbewerb, Leistungsgesellschaft, dem heute oft beschimpften Kapitalismus mit sozialem Ausgleich. 

Zunächst in Westeuropa, der EWG bis zur EU, ist das, was noch immer und immer wieder als Kapitalismus beschimpft wird schon seit mindest 100 Jahren nicht mehr das ist, was als Manchesterkapitalismus in Geschichtsbüchern steht und die DDR, dem heutigen Beitrittsgebiet, den Westen propagandistisch vorgehalten hat und noch immer in einigen Köpfen rumgeistert. Man hat es ja auch nie anders gelernt. Zum Teil waren daher ab 1990 im Beitrittsgebiet solche Verhaltensweisen zu beobachten, denn man war ja dem kapitalistischen Westen beigetreten. 

Ein zurück in die Zeit vor Beginn des Kapitalismus, der Industrialisierung, vor den Weberaufständen um 1785 (Augsburg), 1844 (Schlesien)  oder der Bauernbefreiung (1807) möchte natürlich kein Mensch. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen-sozialen Verhältnisse in den danach folgenden 150 Jahren waren in ganz Europa und auf der Welt auch nicht berauschend schön. Die nach 1945 erfolgte Spaltung Europas hat im kommunistischen, atheistischen Osten 1990 ein einziges Chaos hinterlassen. Berliner Mauer, Schießbefehl, Selbstschussanlagen, politische Gefangene, Umweltschäden, Mangelwirtschaft, Ausreise, Republikflucht in den freien Westen, Angst vor der Stasi, haben viele Menschen traumatisiert. Die Folgen sind auch 20 Jahre nach dem Mauerfall vielen Menschen in Ost und West noch nicht bewusst. Träume von einem sogenannten 3. Weg und einer zweiten friedlichen Revolution geistern immer wieder durch viele Köpfe, wohl vor allem um sich um die Leistungsgesellschaft herumzumoglen. 

Eine zweite friedliche Revolution wäre allerdings notwendig, um möglichst alle, zumindest eine große Mehrheit der Menschen im Beitrittsgebiet auch mental zu einer positiven Haltung zu unserem demokratischen Rechtsstaat, unserer sozialen Marktwirtschaft, unserer Leistungsgesellschaft zu bekommen und sich mit dieser   identifizieren. 

Vorstellung, wie sie Pfarrer Führer u. a. in den Stuttgarter Nachrichten am 03.01.2009 und im Der Tagesspiegel am 02.01.2009, propagiert, können das Chaos, die anhaltende Abwanderung junger Menschen, dem Mangel an Unternehmern (Kapitalisten) die investieren und Arbeitsplätze schaffen, Zunahme leerstehender Altbausubstanz, im Beitrittsgebiet nur weiter verschärfen.

22.3 Eigentum verpflichtet
22.  Recht und Unrecht
22.5 Ursachen und Folgen des Unrechts