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20.20 EinEntwicklungsdienst denkt

Wie soll es weiter gehen? So fragt der Präsident des „Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienstes (ILD)“ Herr Kroll-Schlüter in einem Bericht. Eine Ökosoziale Marktwirtschaft soll Europa dienen. Freiheit, Gerechtigkeit, Markt und Moral stehen allem voran.

Die seitherige Wachstumspolitik hat zur Staatsverschuldung geführt, Ausbeutung unserer Ressourcen führt in weitere Krisen. Der Markt hat keine Moral und nicht immer Recht. Aber wie soll es weiter gehen, so die Frage von Kroll-Schlüter. Seine detaillierten aber nicht immer logischen Feststellungen fordern zu einer eben solche Stellungnahme raus, neue Antworten sind erforderlich.  

1.   Der Markt hat keine Moral. Aber wer ist der Markt? Es sind die Menschen, die sich dort begegnen mit ihrem Charakter, ihrer Moral, Wahrenleistungen, Informationen gegen Geld tauschen.  

2.   Die Spielregeln, ordnungspolitische gesetzliche Normen, deren Einhaltung und Kontrolle, sind auf allen Ebenen der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Politik erforderlich. Bei Verstößen muss der Mensch haften. Das Risiko kann beachtlich sein.  

3.   Mit Beginn der Industrialisierung vor etwa 300 Jahren haben sich Menschen und Märkte, ihr Lebensstil, ihre moralischen Vorstellungen fortlaufend schneller geändert. 

4.   Der Kommunismus hatte unsere Welt geteilt. Seit 1990 zunehmend globale weltweite Freiheit, politische, kulturelle, mentale meist - nicht immer und nicht überall - friedliche Konfrontation.  Eine neue Art der Völkerwanderung zieht seine Spuren.  

5.   Unsere soziale Marktwirtschaft, gestützt auf unseren Grundrechten - Artikel 1 bis 19 GG - die 6 Länder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) von 1957 zur 27er EU hat sich gewandelt, bedarf neuer Spielregeln.  Lebensstil, Kultur, Mentalität, die Begegnung der Menschen am Markt unterliegen fortlaufenden Entwicklungen. Ohne Vertrauen und Verantwortung, Solidarität und Gerechtigkeit kann die soziale Marktwirtschaft als Ordnung der Freiheit keinen Bestand haben. Eine akzeptable Alternative ist nicht in Sicht. Leistung und Wettbewerb sind unersetzliche Bestandteile. 

6.   Ohne verlässliche Orientierung, Vertrauen auf überschaubare nachvollziehbare Spielregeln, nicht nur für das unmittelbare Umfeld des täglichen Lebens, sondern durchgehend durch alle sozialen, politischen und wirtschaftlichen Ebenen ist keine gerechte demokratische Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung stabil.  Eine allgemein anerkannte beachtete Ethik - Werteordnung - ist unerlässlich.

7.   Nicht gefolgt werden kann den Vorstellungen Kroll-Schlüters in Sachen Wirtschaftswachstums. Hier folgt er von ihm zitierten Vorbildern, wonach ohne Wirtschaftswachstum keine demokratische Stabilität, kein sozialer Frieden möglich sei.  Sozialer Zusammenhalt, Gerechtigkeit und Wohlstand setzen danach dauerhaftes Wirtschaftswachstum voraus.

Solche Vorstellungen bedürfen einer sachgerechten Stellungnahme. Denn wohin wollen wir noch wachsen? Wohlstand im Überfluss, Wegwerfgesellschaft, Luxuskonsum und kein Ende!? Die Gesellschaft triftet zunehmend auseinander und verliert an Vertrauen. Mehr Reichen stehen mehr Arme gegenüber. Grundwerte wie Gerechtigkeit, sozialer Ausgleich verlieren global an Beachtung. Die Spielregeln, die rechtlichen Rahmenbedingungen, ihre Kontrolle werden vernachlässigt. Verantwortungsbewusstsein, Pflichtgefühl, Moral, Charakter, Ethik, ohne die unsere soziale Marktwirtschaft nicht existenzfähig bleibt, verlieren an Beachtung und eine Alternative ist nicht in Sicht.

Wachstum wohin?  2 % pro Jahr, 40 % in 20 Jahren! Wie viel Land wird da noch der Nutzung entzogen, bebaut, zubetoniert? Wie viele Arbeitsplätze werden noch wegrationalisiert?

Die Abhängigkeit von immer weniger, immer größeren Konzernen, Monopolen, Oligopolen, die absprachegemäß den Markt unter sich aufteilen, bringen Freiheit und demokratische Verfassung aus dem Gleichgewicht. Milliarden Menschen leiden weltweit an Hunger. Auch in unserer europäischen Wegwerfgesellschaft in jedem Land, in jeder Stadt sind Menschen anzutreffen, die in ärmlichsten Verhältnissen dahin vegetieren oder so wenig verdienen, dass sie auf staatliche Hilfen angewiesen sind.

Für Staatsverschuldung sowie Finanz- Weltwirtschaftskrise  will keiner verantwortlich sein. Dabei wird alles von Menschen entschieden. Die Entscheidungsträger in Politik, die mangels Verantwortungsbewusstsein und infolge Korruption die Entwicklung aus dem Ruder laufen lassen, den so genannten Führungskräften, Managern in den Monopolen - Konzernen - fehlt es häufig an Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein. Denken an das eigene Wohl und das ihrer willigen Politiker, Berater, Sachverständiger.

Dabei kann es nicht mehr auf das Wachstum des Wohlstands ankommen, sondern auf dessen sozialer gerechter Verteilung. Wie gut wäre es, wenn sich der „Internationale Ländliche Entwicklungsdienst (ILD)“ und das  „ Ökosoziale Forum Europa“ dieser Sache annehmen würden. Dabei haben sich unsere Rahmenordnung für Wirtschaft und Gesellschaft seit 1949 durchaus bewährt. Und ab 1957 in der EWG ebenso. Kulturelle und mentale Unterschiede der Menschen waren im freien Westen dank Menschenrechte in Freiheit keine Hemmschwellen, der christliche ethische Rahmen blieb tragende Säule.  

8.   Mit dem Beitritt  der 5 im Osten Deutschlands wieder gegründeten Bundesländer zur Bundesrepublik Deutschland, der Öffnung Osteuropas und der Erweiterung der EU auf 27 Länder haben sich in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft Einflüsse global verbreitet, die nur schwer mit den Spielregeln des freien Westens zu lösen sind.

Kontrollen und Konsequenzen blieben aus. Seit 1945, 43 Jahre Diktatur, hat die Menschen geprägt, eine andere Kultur entfaltet. Die freie westliche Werteordnung war den Menschen fremd und wird auch vielen noch lange über Generationen fremd bleiben. Die Entwicklung des freien Westens bleibt davon nicht unberührt.  

9. Eine Rückbesinnung auf historische Entwicklungen und gesellschaftliche Werte können hilfreich sein um das Fundament unserer Gesellschaft, der sozialen Marktwirtschaft in Freiheit zu stärken. Seit der französischen Revolution (1789) haben Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit an Bedeutung nichts verloren,  immer wieder weltweit an Bedeutung gewonnen. Entscheidend war immer und ist auch heute, was der Mensch, die Verantwortungsträger, die Gesellschaft gestaltet, regelt, transparent macht, kontrolliert, welcher religiösen christlichen Werteordnung er folgt.

Jeder Mensch ist täglich dazu aufgerufen. Die Zukunft gehört bekanntlich der Jugend, doch was werden wir ihr hinterlassen? Unsere Kinder, Enkelkinder und Urenkel werden es uns nicht mehr berichten können.  

1) Wenzel, S., Was war die DDR wert

2) Hemel, U., Wert und Werte

3) Holthaus, St., Werte - Was Deutschland wirklich braucht

4) Annan, K., Brücken in die Zukunft

5) Huismann, W.,  Schwarzbuch WWF 

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