1933 – 1945 Hitler-Diktatur, bis 1949 sowjetisch besetzte Zone, sodann bis 1989 DDR. 56 Jahre nahezu zwei Generationen Diktatur, eine andere Kultur, eine andere Mentalität, eine „Werteordnung“ von oben diktiert. Menschen ab Jahrgang 1930 haben bewusst nichts anderes gekannt als Diktatur. Erst Hitler-Jugend, dann Kinderhort, Kindergarten, Schule, Junger Pionier, dann FDJ (Freie Deutsche Jugend), sodann Stasi, SED-Staat.
Die Staatssicherheit (Stasi) hat den SED-Staat regiert.
Statt verantwortungsbewusste unternehmerische Freiheit sozialistische Brigaden in volkseigenen Betrieben. Mangelwirtschaft auf allen Ebenen, an Arbeitsmaterial in den Betrieben bis zu den Konsumgütern im privaten Haushalt.
Und dann kam 1989.
Nach der Niederschlagung des Volksaufstands in 1953, dem Prager Frühling in 1968, ließen sich die Menschen 1989 nicht mehr halten. Der gesamte Ostblock war auch auf politischer und militärischer Ebene zu arm, um die revolutionären Montagsdemos von 1989 zu unterbinden. Dabei hatten schon mehr als 600 Ungarn die Grenze nach Österreich überschritten.
Am 8. November 1989 war es soweit, die 130 Kilometer lange Mauer, die West-Berlin nahezu 28 Jahre von Ost-Berlin getrennt hatte, fiel, war von den Volkspolizisten nicht mehr zu verteidigen, wurde von den demonstrierenden Menschen bestiegen, überwunden, die Grenztore wurden gestürmt und geöffnet. Zwei Generationen Diktatur war zusammengebrochen. Viele Menschen aus dieser Unterdrückung hatten es schwer, Kultur, Mentalität, Werteordnung der Freiheit kurzfristig zu realisieren, nachdem die wiedergegründeten Bundesländer 1990 der Bundesrepublik Deutschland beigetreten waren. Die junge Generation ging zur Hälfte in den freien Westen. Schließlich ist hier noch immer auch das Lohnniveau um etwa ein Drittel höher.
Viele Gebäude/Wohnungen stehen leer. Viele Menschen im Beitrittsgebiet haben resigniert. Die Arbeitslosigkeit von mehr 6 % trotz starker Abwanderung macht Sorgen.
Wenn wir im Oktober 25 Jahre Wiedervereinigung feiern, stehen Frieden und Freiheit ganz oben. Der Alltag kann dagegen große Sorgen bereiten. Dies gilt grundsätzlich für ganz Mittel-/Osteuropa. Zwei Generationen kommunistische Diktatur – zum Teil ab der Oktoberrevolution von 1917 – hat sich tief in die Menschen eingeprägt.
Viele junge Menschen, die erst die Zeit nach 1989 bewusst erwachsen erlebt haben, haben es durch ihr privates Umfeld, das noch von der Diktatur geprägt ist, oft schwer, Freiheit, Wettbewerb, freie Kulturen, Vertrauen, soziales Miteinander, auch in christlichen Religionen, zu realisieren.
Dabei gehen all diese Probleme durch alle gesellschaftlichen Ebenen. Von der regierenden politischen Ebene bis nach unten in die Betriebe, Büros und Vereine.
Vorbilder, politische Leitbilder, haben ein unendliches Betätigungsfeld.
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