16.2 Nichts ist so gut, als daß es nicht doch noch verbessert werden könnte.
16. Betriebswirschaft
17.1 Das Meliorationsanlagengesetz (MelAnlG) als "Liquiditätshilfe" für LPG-Nachfolgeunternehmen
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16.3 Lohnt sich der Milchquotenkauf - bei welchem Preis

Nur Milch zu produzieren um zum Beispiel vorhandene Kapazitäten zu nutzen, mehr Arbeit ohne mehr Verdienst, kann nicht Sinn der betriebswirtschaftlichen Überlegung sein. Vor dem Quotenkauf wäre daher auch zu prüfen, ob es z. B. für vorhandene Stall- und Futterkapazitäten andere rentablere alternative Nutzungs- oder Verwertungsmöglichkeiten ohne große zusätzliche Investitionen oder weniger Mehrarbeit gibt.

Der Milchquotenkauf selbst muss rentabel sein! Es stellt sich daher für den Milchbauern mit Quotenkaufabsicht die Frage, zu weichem Preis kann gekauft werden. Verschiedene auch veröffentlichte Kalkulationen gehen in der Regel von der Interessenlage der potentiellen Verkäufer aus und kalkulieren daher sehr optimistische Quotenpreise. Geht man von den Buchführungsergebnissen der Futterbaubetriebe - milchproduzierenden Betrieben - aus, so zeigen die negativen Ergebnisse, daß in der Regel gar keine Quote gekauft werden dürfte. So weisen z. B. die Futterbaubetriebe (Haupterwerb) in Thüringen lt. Testbetriebsergebnis für das Wirtschaftsjahr 1998/99, Agrarbericht der Bundesregierung 2000 auf Seite 57 eine Umsatzrentabilität von minus 7% aus. Ferner sind dort ausgewiesen: · Sachsen-Anhalt minus 2% (Seite 55), · Sachsen minus 5,8% (Seite 53), · Brandenburg minus 3,1 % (Seite 49), · Mecklenburg-Vorpommern plus 4,3% (Seite 51). Lt. Agrarbericht des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern 2000 (Wirtschaftsjahr 1998/99) erzielen die Milchbetriebe 3,1 Pfennig Oberschuß je Kilogramm Milch und einem Deckungsbeitrag von 22,1 Pfennige/kg bei variablen Kosten von 43,7 Pfennige/kg. Die Gewinnschwelle lag danach bei einem Milchpreis von 55,1 Pfennige/kg (Seite 65). Die Futterbaubetriebe im Haupterwerb lt. Agrargericht 2000 des Landes Brandenburg kamen im Durchschnitt 1998/99 auf eine Kapitalrentabilität von minus 2% (Seite 30).

Wo soll da ein Spielraum für einen Lieferrechtkauf sein ? Geht man davon aus, daß die Milchquote ( Kontingent) als Lieferrecht auf 6 Jahre befristet ist, müßte ein Kaufpreis und dessen Finanzierungskosten (Zins und Zinseszins) auf diese 6 Jahre rentabel erwirtschaftet werden. Nachdem die Betriebsergebnisse jetzt bereits im Durchschnitt negativ sind, würde ein Kaufpreis für Lieferrecht von zum Beispiel 10 Pfennige/kg/Jahr die Milch/kg mit rund 2 Pfennige/kg belasten, d. h. rund 4% weniger Verdienst oder mehr Verlust Diese Mehrkosten - gleichzusetzen wie Vermarktungskosten/Produktionskosten oder Erlöspreisminderung reduzieren die Rentabilität weiter, mindern und verschlechtere auch für die bisher überdurchschnittlichen guten Betriebe das Ergebnis, belasten den Gewinn, Arbeitslohn und Kapitalverzinsung. Gelegentlich isoliert betrachtete Betriebszweigskalkulationen geht oft von falschen oder zumindest fragwürdigen zu optimistischen Annahmen aus. Denn der Milchpreis wird nicht steigen, schon gar nicht mit der EU-Erweiterung und entsprechender Mehrproduktion von Milch und z. B. durch Leistungssteigerung ähnlich wie in der Ex-DDR bei relativ niedrigem Lohnniveau. Dies wird auch den Milchmarkt eher belasten. Die Milchproduktionskosten werden trotz mehr Marktwettbewerb tendenziell mehr steigen. Jeder Milchbauer sollte die Gewinn- und Verlustrechnung seiner Bilanz ansehen und prüfen, welche Aufwandspositionen in den kommenden Jahren sinken könnten (je kg Milch). Nur wenn alle Kapazitäten (Stall, Nebenanlagen, Technik, Arbeitskräfte) zur Milchmehrproduktion vorhanden sind und keine andere rentablere Nutzung möglich ist und wenn die Mehrproduktion über vorhandener Quote bereits vorhanden ist und nicht vertretbar abgebaut werden kann, kann ein Quotenkauf für bisher gute rentable Betriebe vertretbar sein. Ein Kaufpreis von z. B. 10 Pfennige/kg bedeutet bei 6 Jahren (Rest-) Laufzeit und je nach Zinssatz (Finanzierungskosten/kg Milch/ Jahr) rund 2 Pfennige/kg Mehrkosten bzw. weniger Verdienst/kg. Der Kauf will daher gut überlegt sein. Bei z. B. einem durchschnittlich kalkuliertem Verkaufserlös von 0,55 DM/kg und 0,40 DM/kg aller variabler Kosten bleiben (bisher) 0,15 DM/kg für die Arbeit, Kapitalverzinsung und Abschreibung/Festkosten. Bei einem Quotenkaufpreis und Finanzierungskosten/Zins von z. B. 0,60 DM/kg bedeutet dies 0,10 DM/kg im Jahr, kommen auch die besten Betriebe in die roten Zahlen und arbeiten um sonst.

 

Eine Nachkalkulation der bisherigen Betriebsergebnisse an Hand des Buchführungsergebnisses sollte daher unabdingbar jeder Quotenkaufpreiskalkulation vorausgehen und die Kosten- und Preiserwartungen der folgenden 6 Jahre als Risikofaktor berücksichtigen. Sonst könnte es so mancher Quotenkaufkalkulation sehr bald ähnlich ergehen, wie vielen Betriebsentwicklungs- und Sanierungsplänen, insbesondere auch solcher der LPG-Nachfolger - und trotz bester "Betriebskonzeption" weitere Substanz verzehrt werden beim privaten Haupterwerb oder der GbR ohne Gewinn = ohne Verdienst gearbeitet, d. h., Milch gemäß Quote betriebswirtschaftlich nutzlos produziert werden.

16.2 Nichts ist so gut, als daß es nicht doch noch verbessert werden könnte.
16. Betriebswirschaft
17.1 Das Meliorationsanlagengesetz (MelAnlG) als "Liquiditätshilfe" für LPG-Nachfolgeunternehmen